Was ist energieeffizientes Bauen bzw. ein Passivhaus?
Ein Passivhaus zeichnet sich durch besonders hohe Behaglichkeit bei sehr geringem Energieverbrauch aus. Die Häuser werden „passiv“ genannt, weil der überwiegende Teil des Wärmebedarfs aus „passiven“ Komponenten, wie Sonneneinstrahlung und Abwärme von Personen, Wärmeschutzfenster, Dämmung und Wärmerückgewinnung gedeckt wird. Das Ergebnis ist eine positive Raumwahrnehmung, gekoppelt mit einem niedrigen Energieverbrauch. Jedes Passivhaus trägt somit aktiv zum Klimaschutz bei.
Die Bauweise ist nicht auf bestimmte Gebäudetypen beschränkt. Rein äußerlich unterscheiden sich Passivhäuser nicht von konventionellen Häusern, denn mit Passivhaus wird ein Standard bezeichnet, keine bestimmte Bauweise.
Das Passivhaus ist so durchdacht, geplant und realisiert, dass der geringe restliche Heizwärmebedarf beispielsweise über die vorhandene Komfortlüftung zugeführt werden kann. Die notwendige Heizleistung ist so gering, dass ein 20-Quadratmeter-Zimmer mit zehn Teelichtern oder vier zusätzlichen Personen beheizt werden könnte – selbst im kältesten Winter.
Warum energieeffizient Bauen?
Die entscheidenden Vorteile:
1. Hoher Wohnkomfort
Wie bei einem Daunenschlafsack ist ein Passivhaus mit einer sehr gut dämmenden Hülle umschlossen, die dafür sorgt, dass die Wärme im Haus bleibt:
Das heißt:
- gleichmäßig warme Oberflächen im Raum
- gleichbleibendes behagliches Innenklima
- komfortable, konstante Temperatur und keine Zugluft
2. Ganzjährig frische Luft in allen Wohnräumen
Die kontrollierte Wohnungslüftung nimmt beim Passivhaus eine Schlüsselfunktion ein. Sie sorgt für hygienisch einwandfreie Luft (ohne Staub und Pollen) und transportiert Feuchtigkeit und Gerüche dort ab, wo sie entstehen. Wollte man dies durch Fensterlüftung erreichen, wären die entstehenden Wärmeverluste größer als der gesamte übrige Wärmebedarf.
3. Bauphysikalisch einwandfreie Konstruktion
Luftdichtheit schützt: Durch undichte Stellen könnte feuchte Luft von innen nach außen strömen. Dabei würde sich Luft abkühlen, die Feuchtigkeit könnte kondensieren und zu Durchfeuchtung und Schimmel in der Konstruktion führen. Im Passivhaus passiert das nicht.
4. Extrem geringe Heizkosten – selbst bei steigenden Energiepreisen
Ein Passivhaus benötigt für die Heizung im Jahr bei üblicher Nutzung nicht mehr als etwa 1,5 Liter Öl oder 1,5 Kubikmeter Erdgas (entspricht 15kWh) pro Quadratmeter Wohnfläche. Das bedeutet eine Einsparung von mehr als 90% gegenüber dem durchschnittlichen Verbrauch in bestehenden Wohngebäuden. Zum Vergleich: Ein Neubau nach gesetzlicher Vorschrift benötigt immer noch sechs bis zehn Liter Öl je Quadratmeter Wohnfläche.
5. Radikale Umweltentlastung
Die Umsetzung des Passivhaus-Standards trägt erheblich zum Klimaschutz bei und schont gleichzeitig die Ressourcen von nur begrenzt verfügbaren Energieträgern (Gas, Öl etc.). Der Ausstoß an Kohlendioxid wird radikal gesenkt. Der verbleibende Energiebedarf für Passivhäuser lässt sich auch dauerhaft aus erneuerbaren Quellen decken - nicht nur zu einem Bruchteil, sondern vollständig.
6. Zinsvergünstigung durch die KfW
Passivhäuser sind umweltfreundlich. Deswegen werden sie von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) durch zinsverbilligte Kredite gefördert. Darüber hinaus gibt es zahlreiche regionale Förderprogramme für Passivhäuser, die in der Regel mit den Mitteln der KfW kumuliert werden können.
Wie funktioniert energieeffizientes Bauen bzw. ein Passivhaus?
Die Details:
1. Besonders gute Wärmedämmung
Die verbesserte Wärmedämmung von Passivhäusern reduziert die Wärmeverluste und führt zu höheren Temperaturen der Innenoberflächen im Winter und zu niedrigeren im Sommer. Diese unterscheiden sich kaum noch von der Raumlufttemperatur. So entsteht ein angenehm gleichmäßiges Raumklima ohne kalte Ecken, auch die Anfälligkeit für Tauwasser („Kondenswasser“) sinkt.
2. Wärmegedämmte Fensterrahmen mit Dreifach-Wärmeschutz-Verglasung
Fenster stellen den Bezug zur Umwelt her und lassen Licht herein. Darüber hinaus wirken sie wie „passive“ Sonnenkollektoren, die direkt Sonnenenergie ins Haus bringen. Fenster in Passivhäusern sind dreifachverglast, und auch die Rahmen sind sehr gut wärmedämmend. Die hochwertigen Fenster lassen im Winter bei Südorientierung mehr Sonnenenergie in das Gebäude hinein, als sie Wärme nach außen abgeben.
3. Wärmebrückenfreie Konstruktion
Das Vermeiden von Wärmebrücken ist nach den Erfahrungen im Passivhaus-Bau eine der wirtschaftlichsten Einsparmaßnahmen. Gebäudehüllen bestehen nicht nur aus den Regelkonstruktionen wie Wand, Dach und Decken, sondern sie umfassen auch Kanten, Ecken, Anschlüsse und Durchdringungen. An dieser Stelle ist der Wärmeverlust meist erhöht (Wärmebrücken). Für Passivhäuser wird eine „wärmebrückenfreie“ Konstruktion angestrebt, dabei werden die Wärmebrücken so stark reduziert, dass sie rechnerisch vernachlässigt werden können.
4. Luftdichte Gebäudehülle
Ein luftdichtes Haus verbindet nur Vorteile: Es ist frei von Zugluft, beugt Bauschäden vor, verbessert den Schallschutz, spart Energie und ist komfortabel.
5. Komfortlüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung
Die Wärmerückgewinnung aus der Abluft ist für ein Passivhaus unverzichtbar. Sie reduziert Lüftungswärmeverluste erheblich, indem die in der Abluft enthaltene Wärme in einem (passiven) Wärmeüberträger an die kalte Frischluft abgegeben wird. Je nach Effizienz dieses Übertragers ist es möglich, dass die kalte Außenluft über 90 Prozent der Wärme aus der Abluft übernehmen kann und dadurch eine Temperatur nahe der Raumtemperatur erreicht.